Morgens um vier, gefühlte 2° Celsius, am Meitar-Checkpoint. Ein Grenzübergang nach Israel ganz im Süden der besetzten palästinensischen Gebiete. Es giesst fast ununterbrochen von oben. Für einmal geht es den Beobachtern schlechter als den Palästinensern. Sie sind immerhin unter Dach in der Warteschlange. Wir zählen die Arbeiter von aussen, wenn sie durch eines der vielen Drehkreuze zur ID- und Fingerabdruck-Kontrolle gehen. Heute bleibt der Zähler bei 3454 stehen, dabei zwei ältere Frauen. Das Wetter bestimmt die Arbeitsmöglichkeiten: Bei Regen werden weniger Tagelöhner für die Landwirtschaft und das Baugewerbe gebraucht. Aus dem gleichen Grund kommen etliche wieder durch den Checkpoint zurück. Dominieren sonst Abgewiesene, deren Arbeitsbewilligungen plötzlich ausser Kraft gesetzt wurden, zeigen heute die meisten zum Himmel und seiner klammnassen Entladung. Dem Aprilwetter etwas Gutes abgewinnen konnte Hassan, der unter einer Blache für drei Schekel heissen Kaffee verkauft: „Die Wiesen werden viel länger grün bleiben.“ Und noch ein Trost für den tropfnassen ökumenischen Begleiter: Um acht Uhr fährt der Bus ins wesentlich wärmere Jericho.
P.S. Die Bilder zu diesem Kurzblog sind etwas lahm, einverstanden. Aber am Checkpoint ist das Fotografieren verboten.
Marcus, Meitar, 15. April 2015