Kahled wohnt in einem kleinen Dorf namens Quwawis, ca. 10km südlich von Yatta. Abed, unser Fahrer brachte uns am Morgen mit dem Auto zu Kahled, der bereits zusammen mit seinem Sohn Ahmad die Schafe und Ziegen hütet. Ein Gespräch ist schwierig, da beide nur ganz wenige Worte englisch sprechen. So bleibt viel Zeit zum beobachten. Mich fasziniert, dass die Tiere auf diesem kargen und ausgetrockneten Boden überhaupt etwas zu fressen finden. Aber es scheint, dass es ihnen schmeckt. Ihre Köpfe sind stetig am Boden und sie Zupfen einen verdorrten Grashalm nach dem andern.
Nach einiger Zeit führen wir sie zu einer Zisterne. Ahmad schöpft mit einem Kübel Wasser für die Tiere. Die Tiere haben eine feste Ordnung. Zuerst kommen die Ziegen, dann die Schafe.
Um ca.10:00 kommen wir zurück zur Behausung. Diese besteht aus dünnen Ziegelwänden, über welche eine Plane gespannt ist. Der Betonboden ist blank poliert. In einer Ecke steht der Gaskocher mit den Kochutensilien. Alles in großen Kübeln und Wannen verstaut. Auch einen Kühlschrank gibt es, gespeist von Solarpanelen. In einer anderen Ecke sind Matratzen aufgestapelt. Wenn Besuch kommt, werden sie am Boden als Sitzgelegenheit aufgelegt. In einer anderen Ecke ist der Fernseher. Dieser ist fast die ganze Zeit eingeschaltet. Hauptsächlich werden Kriegsberichte gesendet. Immer wieder die gleichen Bilder.
Außer Khaled, seinem Sohn, seiner Frau und Schwiegermutter sind noch zwei Besucher da. Sie lagern mit uns auf den Matten. Es wird Tee getrunken und geplaudert, während die Frauen Essen zubereiten. Eile scheint es hier nicht zu geben.
Nachdem wir gegessen haben, deutet uns Khaled, dass wir es uns gemütlich machen sollen. Mittagsschlaf ist angesagt. Doch aus dem wird nichts. Ein Kleinbus bringt Besuch. Es sind zwei Töchter mit ihren Kindern. Nach der Begrüßung durchstöbern die Töchter den Kühlschrank und schauen in jeden Winkel. Sie Übernehmen sofort das Zepter, machen Ordnung, waschen ab, kehren den Boden. Ich fühle mich wie zu Hause und sehe meine Schwestern vor mir. Auch sie wirbelten so durchs Haus wenn wir die Eltern besuchten. Bald wird mir klar, warum sie hier sind. Am Tag zuvor wurde geschlachtet und die Frauen helfen die Därme und Innereien zu säubern.
Nach einiger Zeit kehrt wieder Ruhe ein, da jeder seine Arbeit gefunden hat. Und uns bleibt doch noch Zeit für ein Mittagsschläfchen.
Um drei geht es dann in den Stall und die Frauen melken die Ziegen und Schafe. Dann ist es wieder Zeit, die Schafe auf die spärliche Weide zu führen.
Ich war erstaunt über das Verhältnis zwischen Mann und Frau. Ich habe den Eindruck, dass jeder seinen klaren Arbeitsbereich hat und dass sie sich auf Augenhöhe begegnen. Die Frauen stehen aufrecht und stolz und sagen ihre Meinung. Auch im Bus und auf der Straße habe ich diesen Eindruck.
Warum sind wir eigentlich hier, wenn alles so ruhig und friedlich scheint? Grund dafür sind die israelischen Siedlungen rund um dieses Dorf. Aber darüber schreibe ich ein andermal.
Hier noch einige Bilder die zeigen wie nahe die israelischen Siedlungen sind,
Für heute möchte ich mich nur für diesen schönen Tag mit all den neuen Eindrücken bedanken.