Obwohl die Rahmenbedingungen für Einsätze schwieriger werden, hält der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) an der Beteiligung am „Ökumenischen Begleitprogramm in Palästina und Israel“ (EAPPI) fest. Das betont ÖRKÖ-Vorsitzender Landessuperintendent Thomas Hennefeld. Im Rahmen dieser Initiative des Weltkirchenrates werden Freiwillige entsendet, die sich gemeinsam mit Friedensaktivisten aus aller Welt für ein Ende der Gewalt und ein friedliches und gerechtes Zusammenleben von Palästinensern und Israelis einsetzen.
Der ÖRKÖ unterstützt seit 2010 das EAPPI-Programm. Zahlreiche heimische Freiwillige waren in den vergangenen Jahren für jeweils drei Monate im Westjordanland oder in Jerusalem stationiert. Zuletzt war im Frühjahr die pensionierte ORF-Journalistin Christl Finkenstedt im Einsatz. Aus ihrem anvisierten dreimonatigem Aufenthalt wurde allerdings nichts. Sie erhielt bei der Einreise nur ein Visum für einen Monat. Einige weitere Freiwillige, die mit ihr nach Israel einreisen wollten, „wurden aber gleich wieder heim geschickt“, berichtete Finkenstedt.
Die Tirolerin war für einen Monat zusammen mit zwei Kollegen im kleinen Dorf Yanoun stationiert, das von jüdischen Siedlungen umgeben ist. Die Bewohner von Yanoun waren vor Jahren von gewaltbereiten und aggressiven Siedlern aus ihrem Dorf vertrieben worden, später dann aber wieder zurückgekehrt. Zu den Aufgaben der EAPPI-Mitarbeiter zählte etwa die Begleitung von Kindern und Jugendlichen auf ihrem Weg zur Schule oder von palästinensischen Bauern zur Arbeit auf ihre Felder. Im Prinzip sei es schlicht darum gegangen, Präsenz zu zeigen, und so schon präventiv zu wirken, „dass es erst gar nicht zu Gewalt kommt“, so Finkenstedt; weder von Seiten der israelischen Soldaten und Siedler noch von Seiten der Palästinenser.
Besonders bedrückend und demütigend habe sie das rigide Kontrollsystem der Israelis erlebt, so Finkenstedt. Die Palästinenser bräuchten für so gut wie alles eine Genehmigung, Checkpoints auf dem Weg zur Arbeit und in die Schule seien Alltag. Sogar kleine Schulmädchen müssten sich immer wieder Kontrollen unterziehen. Bei Kontrollen und Checkpoints sei Willkür gang und gäbe. So könne der Zugang zu einem Feld am nächsten Tag plötzlich geschlossen sein. Konkrete Begründungen gebe es dafür von den Soldaten weder für den betroffenen Bauern noch die mitgekommenen EAPPI-Freiwilligen. Palästinenser könnten nie sicher sein, „dass die Regeln von gestern heute noch gelten“.
Zu den Soldaten befragt, meinte Finkenstedt, dass einigen sichtlich nicht wohl sei in ihrer Haut im Einsatz gegen die palästinensische Bevölkerung, andere wiederum seien davon überzeugt, dass die Palästinenser das Land zu verlassen hätten, weil es den Israelis gehöre.
Beeindruckt zeigte sich Finkenstedt von der Gastfreundschaft der Palästinenser, und dass sie trotz aller Gewalt, Willkür und Perspektivenlosigkeit ihren Lebenswillen und ihre Hoffnung auf eine besseres Leben immer noch nicht verloren hätten.
Einsatz für gerechten Frieden
Da zuletzt die Arbeit für die EAPPI-Mitarbeiter immer schwieriger wird, betonte ÖRKÖ-Vorsitzender Thomas Hennefeld einmal mehr, dass die freiwilligen Begleiter weder pauschal auf der Seite der Palästinenser noch auf jener der Israelis stünden. „Sie und damit auch wir stehen auf der Seite jener, die sich für einen gerechten Frieden einsetzen und wir sind gegen jene, die das nicht wollen.“
Er sehe EAPPI als Möglichkeit, wie engagierte Zivilisten erfolgreich zur Deeskalation eines Konflikts beitragen könnten. Zentral sei der Schutz der Zivilbevölkerung, so der Landessuperintendent, der das Engagement der Kirchen in Österreich auf jeden Fall fortsetzen will.
Das „Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel“ (EAPPI) ist eine Organisation des Weltkirchenrates mit Sitz in Genf. Es setzt sich vor Ort für ein friedliches Zusammenleben zwischen Palästinensern und Israelis ein. Die österreichische Koordination für EAPPI wird von der Diakonie Auslandshilfe, dem Internationalen Versöhnungsbund und der katholischen Friedensbewegung Pax Christi im Auftrag des ÖRKÖ gemeinsam getragen. Die Einsätze der „Ökumenischen Begleiter“ erfolgen ehrenamtlich und werden durch Spenden finanziert.
Dieser Beitrag ist zuerst auf der Website des ÖRKÖ erschienen.